Geschichte
Wieland
Die 1927 gegründete "Wieland" war nicht der erste Zusammenschluss von Schiffsingenieuren in der Seestadt Bremerhaven.
Gemessen an der Zahl der in Bremerhaven ansässigen Seemaschinisten, die im Fahrdienst des Norddeutschen Lloyd standen, wurde der "Maschinisten-Club zu Bremerhaven" relativ spät, im Jahr 1893, gegründet. Das war im gleichen Jahr, in dem die 1884 gegründete Maschinistenschule wieder eine städtische Anstalt wurde. Zwischenzeitlich hatte sie als Privatinstitut existiert. Im Jahr 1910 wurde der "Maschinisten-Club" in "Verein der Schiffsingenieure zu Bremerhaven" umbenannt. Die Mitgliederzahl betrug ca. 150. Bis 1913 war die Zahl der Mitglieder auf über 400 angestiegen. Infolge der Zeitumstände stimmte 1919 die Mehrheit der Mitglieder für die Gründung einer Gewerkschaft, so wurde die Vereinigung eine berufständische Fachgruppe mit gewerkschaftlichem Charakter. Die Aufgaben einer kameradschaftlichen Vereinigung traten damit in den Hintergrund. In dieser schweren Zeit nach dem 1. Weltkrieg war die Entscheidung für eine Gewerkschaft sicher lebensnotwendig, um sich so Einfluss zu verschaffen.
Für die Studierenden der Schiffsingenieurschule hatte diese Entwicklung aber Nachteile. So kam es 1927 zur Gründung der "Wieland Vereinigung der Schiffsingenieure zu Bremerhaven". Die Gründung wurde von den damaligen Studierenden der Oberklasse im Februar 1927 initiiert. Eine große Hilfe war der seit 1910 in Bremerhaven tätige Baurat Wilhelm Fesenfeld. Der Name "Wieland" stammt aus der germanischen Sage und bedeutet kunstreicher Schmied. Da die damaligen Mitglieder schon im März des gleichen Jahres mit der Prüfung belastet wurden, konnten sie nur vorbereitende Maßnahmen zur Gründung treffen. Die Arbeiten wurden jedoch zügig von der C5-Klasse weiter geführt. Die Gründungsversammlung fand im Clubzimmer des Cafegrave; Blohme statt. Dieses Vereinslokal wurde bis zu seiner Zerstörung durch Kriegseinwirkung im Jahr 1944 beibehalten. Im Oktober 1927 übernahm die neue Oberklasse die Vorstandsbildung. Die Regelung, daß der Päsident aus den Reihen der Oberklasse gewählt wurde, hatte bis 1941 Bestand. Die Wieland war von 1927 bis 1939, also 12 Jahre, praktisch eine studentisch geprägte Vereinigung. In dieser Zeit widmete Hermann Bakker das Bundeslied der Wieland.
Diese Zeit, von 1927 bis 1939 war eine Blütezeit des "Wieland". Die Farben des "Wieland", grün-weiss-grün wurden von jedem Wielanden als Bierzipfel getragen. Der Bierzipfel zeigte ebenfalls einen Zirkel. Der Wahlspruch des "Wieland" zeigte die Initialen von "Ehre, Freundschaft, Vaterland". Der zweite Weltkrieg führte zu großen Einschränkungen. Das Vereinsleben kam zum Erliegen. Ein reguläres Vereinsleben begann erst wieder im Jahr 1949. Am 2. September 1949 fand ein erstes Zusammentreffen der Mitglieder nach dem Kriege statt. Einem vielseitig geäußerten Wunsch entsprechend war durch eine Zeitungsanzeige zu dieser Zusammenkunft eingeladen worden. Herr Manthey, der noch während der Kriegsjahre die Kassengeschäfte der Vereinigung erledigte begrüßte 29 erschienene Mitglieder. Er erklärte, dass schon seit geraumer Zeit die Absicht bestanden hätte, die Wieland wieder zu konstituieren, dass dies aber an einer wichtigen "technischen Voraussetzung" gescheitert sei, nämlich an einem Glase guten Bieres. Diese Voraussetzung sei jedoch jetzt erfüllt.
Es wurde ein neuer Vorstand gewählt. Herr Müller wurde zum Präsidenten gewählt, diese Position hatte er schon im Gründungsjahr 1927 inne. Aus der studentischen Verbindung wurde im Laufe der Zeit eine berufsständische Vereinigung, deren Aufgaben über das Maß des eigentlichen Gründungszwecks hinausgewachsen sind. Das hohe Ziel, ein starkes Bindeglied beruflich gleich orientierter Menschen zu sein, ist jedoch geblieben. Neben den Aktivitäten und Aufgaben für alle Schiffsingenieure in der Vereinigung Deutscher Schiffsingenieure (VDSI) blieb die "Wieland" aber auch stets den regionalen Belangen verbunden. Aufgrund einer Unterschriftenaktion im Jahre 1963, nach erheblichen Anstrengungen und mit enormen Idealismus ist es der "Wieland" in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Bremerhaven gelungen, dass der Studiengang zum Schiffsingenieur I (C6) ab dem Jahre 1965 endlich wieder in Bremerhaven durchgeführt werden konnte.
Dieser Erfolg kann mit als grundlegende Voraussetzung für die heutige Existenz der Hochschule Bremerhaven angesehen werden. Im Laufe des Bestehens der Wieland haben sich durch den Strukturwandel in Schiffahrt, Berufsleben und Gesellschaft ständig neue Probleme und Aufgaben ergeben, denen sich der Vorstand immer in ehrenamtlicher Tätigkeit gestellt hat. Mit Freude und einem gewissen Stolz konnte daher die Schiffsingenieurvereinigung Wieland am 12. April 2002 ihr 75-jähriges Jubiläum begehen.